Kant bezeichnet seine philosophische Position als „Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können.“ Teile der internationalen Philosophie und Religionsphilosophie erkennen der Metaphysik eine grundlegende Bedeutung in der Debatte der deutschsprachigen systematischen Theologie zu. Der Sammelband präsentiert in drei Teilen die Ansätze der Protagonisten/innen im Diskurs. Ein gutes Dutzend Autoren/innen legt die grundlegenden Weichenstellungen dar. Sie aktivieren im zweiten Teil die historischen Positionen, darunter die der Kirchenväter, des Platonismus, ferner von Georges Bataille, Bela von Brandenstein, Meister Eckhart, Immanuel Kant, Jean-Luc Marion, Nicolaus von Kues, Antonio Rosmini und der Schule von St. Viktor. Anthropologische, phänomenologische, postmoderne und analytische Positionen sind einbezogen. Die Autoren des dritten Teils stellen anregende und weiterführende Überlegungen zur Diskussion. Ihre Themen betreffen die Existenz Gottes, eine rational angemessene Bestimmung des Gott-Welt-Verhältnisses und der göttlichen Attribute. Fragen nach den Strukturen der Wirklichkeit werden formuliert, ebenso nach der Möglichkeit von Offenbarung und des Handelns Gottes in der Welt. Das christliche Verständnis der göttlichen und der menschlichen Personalität, Subjektivität und Freiheit findet hier eingehende Begründung. Mit wissenschaftlichem Anspruch werden die rationalen Grundlagen der christlichen Theologie beleuchtet und erhellt: Mit ihnen kann die christliche Theologie in den plural ausgerichteten Gesellschaften unserer Gegenwart glaubwürdig und überzeugend bleiben.
Über den Autor
Martin Fuß, Dr. theol. habil., Promotion 2009 in Freiburg im Breisgau mit einer Arbeit über die Konstruktion Jerusalems, Habilitation 2020 in Würzburg zur Religionstheologie, lehrt und forscht als Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Martin Fuß
Neue Perspektiven zur Bedeutung der Metaphysik für die Systematische Theologie. Eine Einleitung
S. 15–44
I. Grundlegende Fragen und Weichenstellungen
Markus Enders / Boris Wandruszka
Grundsätzliches zum Verhältnis von Metaphysik und Fundamentaltheologie
S. 45–70
Martin Fuß
Über den anti-metaphysischen Affekt, seine Heftigkeit und seine (Nicht-)Berechtigung. Überlegungen zur Beschäftigung mit der metaphysischen Tradition in der katholischen Theologie
S. 71–98
Florian Bruckmann
Metaphysik-Kritik der Postmoderne. Gedanken im Vorfeld der Wiederentdeckung der Metaphysik durch die Theologie
S. 99–120
Christoph Böttigheimer
Metaphysikkritisches Denken und fundamentaltheologische Begründungspflicht
S. 121–140
II. Historische Vergewisserungen und Neuentdeckungen aus der Tradition
Roberto Vinco
Überlegungen zur platonischen Natur der Seinsmetaphysik und ihrer Bedeutung für die Fundamentaltheologie
S. 141–154
Jonas Narchi
Die philosophischen Trinitätsargumente der Viktoriner und ihre Relevanz für den Grenzgang zwischen Metaphysik und Fundamentaltheologie
S. 155–180
Martina Roesner
Die Bedeutsamkeit von Meister Eckharts Metaphysik für die systematische Theologie heute
S. 181–200
Markus Riedenauer
Konjekturale Metaphysik als Erfahrung des Inkommensurablen bei Cusanus
S. 201–222
Markus Krienke
Antonio Rosmini: der italienische „Kant“ und seine Schätze für die heutige Theologie
S. 223–248
III. Weiterführende Perspektiven und Anstöße zur Diskussion
Boris Wandruszka
Trinitarische Ontologie und Metaphysik. Béla von Brandensteins „Grundlegung der Philosophie“ (1965–1970) als Fundament und Inspirationsquelle der christlichen Schöpfungslehre
S. 249–274
Thomas Schärtl
Enfant Terrible? Analytische Metaphysik und Theologie
S. 275–308
Theo Kobusch
Das Modell einer praktischen Metaphysik
S. 309–328
Rolf Kühn
Georges Bataille und seine postmoderne Atheologie der Verausgabung
S. 329–348
Markus Enders
Der Unübertreffliche. Systematische und historische Überlegungen zur Kongruenz des sog. ontologischen Gottesbegriffs mit dem christlichen Gottesverständnis
S. 349–370
Martin Fuß
Eine Gotteslehre jenseits der Metaphysik? Gott als Liebe denken im Ausgang von Jean-Luc Marions Gabe-Philosophie
S. 371–402
Anhang
Über die Autorinnen und die Autoren
S. 403–407