Nikolaus von Kues (1401-1464) hat in sehr unterschiedlichen Bereichen Einfluß auf das sich bildende Europa der Neuzeit ausgeübt. Er war als Theologe an einer Aussöhnung von Ost- und Westkirche beteiligt, er rief – eine Ausnahme in der Zeit nach dem Fall von Konstantinopel – zu einem friedlichen und toleranten Dialog der Religionen auf. Als Politiker trug er wesentlich zur Einigung Europas im Wiener Konkordat bei. Das erste Konzept freier, geheimer und gleicher Wahlen findet sich bei ihm. Auch als Jurist, Geograph, Naturwissenschaftler und Mathematiker hat Nikolaus von Kues Bedeutsames geleistet. Sein philosophischer Ausgangspunkt liegt in seinem christlichen Verständnis des Menschen als eines kreativen, stets offenen, sich selbst gestaltenden Wesens. Darauf gründet er eine Zusammenschau von Wissenschaft, Kunst und Religion als gleichberechtigten Fähigkeiten des Menschen zum Verständnis von Welt, Mensch und Gott. Die Beiträge des Bandes zeichnen ein vielschichtiges Bild historischer Größe und aktueller Relevanz des cusanischen Denkens.