Die Pfarrgemeinden in Deutschland sind vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen und eines zunehmenden Priestermangels von teils einschneidenden Reformprozessen der Bistümer betroffen. Diese Strukturveränderungen, die seit nunmehr einigen Jahren zu deutlich größer werdenden Gebilden von Pfarreien führen, verlangen dringend auch nach einer inhaltlichen Neuausrichtung der Pastoral, insbesondere im Hinblick auf eine tiefgreifende Neuevangelisierung der Gläubigen und eine missionarische Ausrichtung von Pfarrgemeinde.
Der Blick über den Atlantik vermag der Kirche in dieser Situation neue Impulse und Anregungen zu geben: In den über 19.000 katholischen Pfarreien in den USA, die im statistischen Durchschnitt sogar erheblich größer sind als die deutschen Gemeinden, lassen sich zu einem großen Teil auffällig innovative pastorale Konzepte und Programme beobachten. Wenn auch US-amerikanische Diözesen eine zunehmende Entkirchlichung feststellen, so klagen sie – aus westeuropäischer Perspektive – dennoch auf hohem Niveau, sind doch der Gottesdienstbesuch und das ehrenamtliche Engagement bei den Katholiken in den Vereinigten Staaten etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Jedenfalls entfalten nicht wenige der US-amerikanischen Pfarreien eine auffallende Strahlkraft, die in Deutschland zumeist ihres Gleichen sucht und die zumindest mitverantwortlich ist für eine offensichtlich höhere Relevanz der Pfarrei für die Gläubigen jenseits des Atlantiks.
Die vorliegende Arbeit fragt danach, weshalb das so ist: Wie die Geschichte die US-amerikanischen Pfarrgemeinden geprägt hat, insbesondere die Zeit einer dynamischen Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils; und sie zeigt erstaunliche Parallelen und Unterschiede gegenüber der deutschen Entwicklung auf.