Nachdem der Bergbau in Deutschland im 19. Jahrhundert einen ungeahnten Aufstieg durchlaufen hatte, lässt sich seine Entwicklung im 20. Jahrhundert nicht so eindeutig charakterisieren. Während bereits in den ersten Jahrzehnten der säkulare Niedergang des Steinkohlenbergbaus und des Erzbergbaus einsetzte, der nur durch die Autarkiepolitik des Dritten Reichs und der DDR sowie durch die Mangelsituation nach den Weltkriegen unterbrochen wurde, gelangten Kali- und Braunkohlenbergbau überhaupt erst im 20. Jahrhundert zu voller Blüte. Bei beiden Bergbauzweigen gehörte das wiedervereinigte Deutschland auch an der Wende zum 21. Jahrhundert zur Spitzengruppe der Produzenten auf dem Weltmarkt. Insgesamt waren am Ende des 20. Jahrhunderts aber deutlich weniger Menschen im Bergbau beschäftigt als vor dem Ersten Weltkrieg. Ursächlich dafür waren zum einen eine Steigerung von Rohstoffimporten zulasten der inländischen Förderung sowie die Substitutionskonkurrenz durch andere, überwiegend importierte Rohstoffe (wie Mineralöl und Erdgas). Zum anderen spielten aber auch Rationalisierungsfortschritte eine große Rolle, wodurch sich die Schichtleistung pro Bergmann trotz Arbeitszeitverkürzung vervielfachte. Zusammengenommen schufen Rohstoffimporte und Rationalisierung enorme soziale Probleme durch Arbeitsplatzverluste und fehlende Arbeitsplatzalternativen in den Revieren, deren sozialer Sprengstoff insbesondere im letzten Drittel des Jahrhunderts durch eine staatlich unterstützte Diversifizierungsstrategie des Strukturwandels zu entschärfen versucht wurde.