Das Zweite Vatikanische Konzil gehört zu den wichtigsten Ereignissen der Kirchengeschichte in unserer Zeit. Seine Intention lässt sich über den Begriff des Pastoralkonzils fassen. Dabei geht es um einen Wandel des kirchlichen Selbstverständnisses. Wurde Kirche bis zum Konzil über Bilder der Abgrenzung von der Welt beschrieben, wollten die Konzilsväter eine Öffnung einläuten. Die Kirche sollte die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten“ (Gaudium et spes 1) teilen. Doch wurde die pastorale Wende auch realisiert? Der Frage wird in diesem Sammelband in komparativer Perspektive nachgegangen.
Die Beiträge untersuchen, ob auf die pastorale Wende des Konzils eine Wende in der Pastoral der katholischen Kirche in Deutschland und den USA folgte. Behandelt werden Akteurinnen und Akteure wie die Ordensschwestern, Ressourcen wie der Umgang mit den Kirchenfinanzen, und die Glaubensweitergabe als spezifisches Handlungsfeld in so unterschiedlichen Facetten wie der Predigtkultur oder der religiösen Elementarpädagogik. Die Beiträge zeigen Parallelen, aber auch deutliche Unterschiede auf – denn vor allem ist die Rezeption des Konzils bis heute stark an den Entwicklungspfad der jeweiligen Ortskirche gebunden.
Über den Autor
Graciela Sonntag, Dipl.-Theol., ist Pastoralreferentin und Rundfunkbeauftragte im Bistum Münster.
Dr. Andreas Henkelmann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Projekt CrossingOver, Geschäftsführer des Zentrums für angewandte Pastoralforschung am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologische Fakultät an der Ruhr-Universität Bochum.
Inhaltsverzeichnis
Andreas Henkelmann / Graciela Sonntag
Einführung
S. 7–20
I. Wie lassen sich Rezeptionsprozesse des Konzils erfassen? Hermeneutische und methodische Vermessungen
Andreas Henkelmann
Modernisierungspfade des Katholizismus in Deutschland und den USA nach 1960
S. 21–40
Gunda Werner
„Ins Wort fällt mir die Zeit“ – Judith Butlers Subjekttheorie als Herausforderung pastoraler Praxis
S. 41–76
II. Handlungsfelder
Stefan Böntert
Making the homily matter: Die Erneuerung der Predigt in den USA nach dem II. Vatikanum
S. 77–110
Philipp Müller
Unterschiedliche Prioritäten. Stellenwert und Praxis der Katechese in der katholischen Kirche Deutschlands und der USA
S. 111–144
Viola M. Fromme-Seifert
Das Kind in die Mitte stellen: Der Elementarbereich im nachkonziliaren Umfeld – katholische Kita-Religionspädagogik in Deutschland und den USA
S. 145–176
III. Ressourcen
Bernhard Spielberg
No money – no mission? No mission – no money! Von der – nicht nur finanziellen – Beziehung der Kirche zu ihren eigenen Mitgliedern
S. 177–210
Arnd Franke
Museumsleiter oder Gärtner? Stewardship als Artikulation einer konziliaren Vision
S. 211–240
IV. Akteurinnen und Akteure
Kirsten Gläsel / Markus Kroll / Isabelle Nagel
Aufbruch zu neuen Pfaden? US-amerikanische und deutsche Ordensfrauen und das Zweite Vatikanische Konzil. Ein Vergleich
S. 241–268
Andreas Henkelmann / Graciela Sonntag
Berufe des Konzils? Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart der hauptberuflichen Laien in der Seelsorge in Deutschland und den USA
S. 269–312
V. Ausblick: Impulse des Konzils für eine zukünftige Seelsorge
Florian Sobetzko
Servant Leadership: Theologische und führungstheoretische Anhaltspunkte zu einem transatlantischen Fundstück
S. 313–340
Autorinnen und Autoren
S. 341–346