In der Bibel finden wir ein Buch mit Gebeten, den Psalter. Diese Gebete sind uns heute fremd geworden, die gewaltbesetzte Sprache lässt uns fragen, was diese Texte mit dem christlichen Glauben zu tun haben. Schaut man jedoch in die Geschichte der Kirche, wird sehr schnell deutlich, dass für die Christen der ersten 1500 Jahren dieses Problem offenbar nicht bestand, die Psalmen waren ihr Gebet und wurden immer wieder meditiert und für den eigenen Glauben fruchtbar gemacht. Das Neue Testament berichtet, dass Jesus die Psalmen betete, so dass es nahelag, sich als Christ auch im Gebet in seine Nachfolge zu stellen. Im Vollzug des Psalmengebetes erkannten die frühen Christen, dass die Psalmen auf dem Hintergrund von Leiden, Sterben und Auferstehung Christi einen neuen Sinn bekamen, sie sprechen von Jesus Christus und weisen auf ihn hin.
Eine Auslegung, die die Psalmen auf Jesus Christus und seine Kirche bezieht, war viele Jahrhunderte der Grund für die Hochschätzung der Psalmen im Christentum. Die Psalmen waren das wichtigste Gebet der Christen und wurden als solches von fast allen großen Theologen erklärt. Im vorliegenden Kommentar soll der Reichtum dieser patristischen Psalmenauslegung erschlossen werden. Wir betreten damit Neuland, denn die systematische Beschäftigung mit dem Gebet und dem Psalmenverständnis der frühen Kirche steht noch am Anfang.
Über den Autor
Theresia Heither OSB, Dr. theol., ist Ordensschwester in der Benediktinerinnenabtei Mariendonk am Niederrhein.
Christiana Reemts Dr. theol., ist Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Mariendonk am Niederrhein.