Die beiden Glückstädter Missionare der Gesellschaft Jesu waren gehalten, jedes Jahr dem Orden über ihre Tätigkeiten vor Ort Rechenschaft zu geben. Die Jesuiten waren seit 1645 in der 1617 neu gegründeten, radial organisierten Festungs- und Verwaltungsstadt des dänischen Königs. Im Orden dienten diese Jahres-Aufzeichnungen (annuae) der religiösen Erbauung, aber auch des kommunikativen Austausches innerhalb des Ordens. Sie waren zunächst nicht für die Veröffentlichung gedacht und daher auf Latein verfasst.
Diese Quellenedition, die zum 400. Stadtjubiläum erstmalig den lateinischen Text und eine deutsche Übersetzung präsentiert, wurde aus der Überlieferung des römischen Archivs der Jesuiten sowie aus den Beständen des Historischen Archivs Köln neu zusammengestellt. Die Leser erhalten tiefe Einblicke in das Leben und Wirken der Patres vor Ort, in ihr kulturelles und religiöses Wirken und in manche Konflikte in der lutherisch geprägten Mehrheitsgesellschaft. Die Patres betreuten in einer frühen Form der Militärseelsorge zunächst die Soldaten des dänischen Königs und hatten dafür verschiedene Privilegien erhalten, die ihr Wirken in eingeschränktem Rahmen rechtlich absicherten. Dann haben sie sich aber auch der Seelsorge der Katholiken in der „Exulantenstadt“ Glückstadt gewidmet. Die Leser erfahren auch viel über historische Ereignisse wie Kriegszüge, Sturmfluten und manche kulturellen Auseinandersetzungen innerhalb der verschiedenen Milieus der Stadtbevölkerung und ihrer Umgebung. Um die in den annuae genannten Personen genauer kennen zu lernen, sind dieser Edition auch das Totenbuch und das Wohltäterbuch der katholischen Gemeinde Sankt Marien in Glückstadt beigefügt.