Zweimal nahm Hermann Pünder (1888–1976), der Vater des Autors, Aufgaben auf zentraler Ebene unseres Landes wahr. In der Weimarer Republik stand er als Staatssekretär von 1926 bis 1932 an der Spitze der Reichskanzlei. Nach dem Krieg war er zunächst von 1945 bis 1948 Oberbürgermeister von Köln und danach bis 1950 Oberdirektor des „Vereinigten Wirtschaftsgebietes“, dem Vorläufer der Bundesrepublik Deutschland. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 stand Pünder im Abseits, geriet aber nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 sogleich in die Fänge des NS-Staates. Durch glückliche Umstände kam er mit dem Leben davon. Pünder war eine der prominenten Geiseln der SS, die nach KZ-Aufenthalten im April 1945 in Südtirol von der Wehrmacht befreit wurden. Über diese Zeit sind wir in groben Zügen durch seine Lebenserinnerungen „Von Preußen nach Europa“ informiert. Dieses Buch geht ins Detail. Dem Werk liegen neue Quellen zugrunde: Briefwechsel aus der Haftzeit, heraus- und hineingeschmuggelte Kassiber, Eintragungen in einem winzigen Taschenkalender, wegen Schreibverbots im KZ Buchenwald und anderswo nicht abgesandte Briefe, unveröffentlichte Berichte von Mitgliedern der Familie, tagebuchartige Aufzeichnungen des Autors aus der Kinderzeit. Im Anhang wird das Urteil des Volksgerichtshofes unter Roland Freisler vom 21. Dezember 1944 wiedergegeben.