Samuel Köleséri de Keres-Eer der Jüngere (1663–1732) war Arzt in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien), bekleidete das Amt eines wirklichen Geheimrats und Gouverneurssekretärs der kaiserlich-königlichen Regierung des Großfürstentums Siebenbürgen und war seit 1700 auch Oberaufseher über den Bergbau in Siebenbürgen. Er war das erste ungarische Mitglied der Royal Society of London und veröffentlichte Bücher über Theologie, Medizin, Geschichte, Mathematik und Staatskunde; er pflegte über ganz Europa hin, von Craiova bis St. Petersburg und London, einen regen Briefwechsel. Seine guten Beziehungen zu rumänischen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur machten ihn zu einem Mittelsmann im Buchhandel zwischen Westeuropa und den rumänischen Fürstentümern.
Köleséri verfasste mit seinem seinerzeit berühmten Buch „Auraria Romano-Dacica“, das im Jahre 1719 in Hermannstadt erschienen ist, die erste Monographie über die Goldbergwerke Siebenbürgens, die hier zum ersten Mal in deutscher Übersetzung von Horst Schneider (Bochum) vorgelegt werden kann. Ebenfalls übersetzt wurden insgesamt drei weitere Texte, die der eigentlichen Darstellung des Bergbaus vorausgehen, nämlich die Widmung von Köleser an Kaiser Karl VI. (1685–1740) aus dem Jahre 1717, das Vorwort zur Geschichte des Bergbaus ebenfalls von Köleser sowie das Vorwort von Georg Pray zur erneuten Auflage der Ausgabe mit den Kommentaren von Johann Seivert, das aus dem Jahr 1779 datiert.
Bei der hier vorgelegten Übersetzung, die in der Schriftenreihe „Silber und Salz in Siebenbürgen“ als Band 9 erscheint, wurde der Text der zweiten, von Seivert herausgegebenen Ausgabe aus dem Jahre 1780 zu Grunde gelegt, die vor allem auf Grund der kritischen Kommentare des Herausgebers Seivert wertvoll ist. Die zahlreichen Anspielungen auf die antike Literatur wurden mit Hilfe moderner Datenbankrecherchen (Library of Latin Texts) identifiziert, besonders hilfreich bei der kritischen Betrachtung der Angaben zu Inschriften waren die Heidelberger Epigraphische Datenbank (EDH) und die Frankfurter Datenbank (M. Clauss).
Kapitel 1 enthält eine Geschichte des römischen Goldbergbaus in Dakien, wobei Köleser besonders auf die dakischen Inschriften Bezug nimmt. Die Arbeit in den Bergwerken erläutert Köleser in Kapitel 2, wobei er sich neben seinen Erfahrungen aus eigener Anschauung auf das 34. Buch der Naturkunde des älteren Plinius beruft. Kapitel 3 befasst sich mit den dakischen bzw. siebenbürgischen Münzen, in Kapitel 4 wird die juristische Seite des Bergbaus beleuchtet. Die beiden letzten Kapitel behandeln Ursprung, Entstehung und Eigenschaften des Goldes sowie die Verwendung von Gold in der Medizin.
Das hier vorgelegte Werk vermittelt am Beginn des 18. Jahrhunderts einen zusammenfassenden Wissensstand über den Siebenbürgischen Bergbau zur Römerzeit. Sie ist damit eine Quelle von allerhöchster Bedeutung und für die heutige Beurteilung des Siebenbürgischen Montanwesen unverzichtbar: Mit diesem Band schließen das Deutsche Bergbau-Museum Bochum und das Siebenbürgische Museum Gundelsheim eine bislang als empfindlich empfundene Lücke in der Forschung zum Siebenbürgischen Montanwesen.