Der Kirchenvater Hieronymus (ca. 347–419/420) hat ein vielseitiges und umfangreiches Briefkorpus hinterlassen. Seine Briefe enthalten häufig Anspielungen auf andere Gattungen und stehen exemplarisch für einen besonderen Reichtum an diversen Formen. Diese Vielfalt wirft Fragen nach den Dynamiken der Briefform auf – und nach Wegen ihrer Beschreibbarkeit.
Gina Derhard beschäftigt sich mit literarischen Form- und Gattungsfragen, indem sie die Fülle der in den jeweiligen Brief inkorporierten generischen Formen aufzeigt. So setzt sich die Autorin zur Aufgabe, das Vielgestaltige und zugleich Unklassifizierbare der Hieronymus-Briefe zugänglich zu machen.
Dazu werden sogenannte Gattungsmodi herausgearbeitet und beschrieben. Es wird untersucht, wie diese im Brief zur Anwendung kommen und vom Sprecher reflektiert werden. Die Analyse angrenzender Phänomene ergänzt die Untersuchungen der Modi. Beide Dimensionen erlauben neue Rückschlüsse auf das Zusammenspiel von Modus und Gattung und ergänzen gegenseitig den Blick auf die Dynamiken der Briefform bei Hieronymus.
Über den Autor
Gina Derhard studierte an der Ruhr-Universität Bochum, der Université de Nice Sophia Antipolis, der Université de Toulouse Jean Jaurès und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Klassische Philologie, Classical Cultures und Französisch. Während der Promotion war sie als Stipendiatin im DFG geförderten Graduiertenkolleg „Literarische Form. Geschichte und Kultur ästhetischer Modellbildung“ und als Lehrbeauftragte am Institut für Klassische Philologie in Münster tätig.