Im März 1920 versuchten reaktionäre Militärs und konservative Politiker die junge Weimarer Republik zu beseitigen. Den „Kapp-Lüttwitz-Putsch“ beantworteten die demokratischen Kräfte mit einem bis dahin beispiellosen Generalstreik, der den Umsturzversuch nach fünf Tagen vereitelte. Im Ruhrgebiet kehrte mit dem Ende des Putschversuches aber keine Ruhe ein. Verschiedene Gruppen von Arbeitern hatten sich bewaffnet, ein Teil von Ihnen wollten den Kampf fortsetzen, um ein Rätesystem zu etablieren. Die Folge waren bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, die vielerorts von der Reichswehr blutig beendet wurden.
Die Bewertung der Ereignisse im Ruhrgebiet 1920 ist bis heute außerordentlich umstritten. Schon wenige Wochen nach den Ereignissen erschienen die ersten Bücher und Broschüren, deren Positionen nicht gegenseitiger sein konnten. Eine neutrale und objektive Darstellung des Bürgerkriegs an der Ruhr ist bis heute kaum möglich. Der vorliegende Band analysiert quellenkritisch 17 zeitgenössische Darstellungen der Ereignisse. Einige davon sind extrem einseitig, tragen aber doch zum Verständnis der aufgeheizten Stimmung und der extremen Polarisierung der damaligen Gesellschaft bei. Acht Texte, die unmittelbar nach den Auseinandersetzungen entstanden und das ganze politische Spektrum abdecken, werden als Edition wiedergegeben.