Aus keinem anderen westfälischen Territorium des Alten Reichs sind Schatzungslisten über die Jahrhunderte hinweg in ähnlicher Fülle erhalten wie im Herzogtum Westfalen. Sie liegen in einer langen Reihe aus den Jahren zwischen 1536 und 1786 vor. Sie befinden sich heute im Landesarchiv in Münster sowie in Stadt- und Ständearchiv in Arnsberg, sie sind vollständig digital zugänglich. In den Schatzungslisten wurde das Steueraufkommen des Territoriums registriert, von der angestrebten Summe bis hin zu den Beträgen der einzelnen Bauern. Da neben den Namen und den zu zahlenden Beträgen viele weitere Angaben erfasst wurden, bieten sich die Verzeichnisse als Quelle für eine Vielzahl von Fragestellungen an. Das vorliegende Buch stellt zunächst die einzelnen Schatzungslisten in ihren Entstehungskontexten vor. Aus den Verzeichnissen lassen sich dabei nicht nur die Eckpunkte der Finanzpolitik des Herzogtums Westfalen rekonstruieren, sie dokumentieren auch das Verhältnis zwischen dem Landesherrn (den Kölner Erzbischöfen), den Landständen (also dem Adel und den Städten) sowie den besteuerten Untertanen. Es folgen punktuelle Auswertungen zu verschiedenen Themen, die den hohen Quellenwert der Schatzungslisten belegen. Aus den Verzeichnissen ergeben sich zahlreiche Informationen zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte, zur Viehwirtschaft, zu verschiedenen Branchen und Gewerben, aber auch zum Wanderhandel und den Fuhrleuten. Der Autor: Wilfried Reininghaus (geb. 1950 in Schwerte) war Archivar in Dortmund und Münster, von 2004 bis 2013 Gründungspräsident des Landesarchivs NRW. Reininghaus lehrte von 1999 bis 2012 Landesgeschichte an der Universität Münster. Von 2003 bis 2018 war er Erster Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen.