Die vom Trienter Konzil nach dem Jahre 1563 erwarteten Visitationen des kirchlichen Lebens konnte Fürstbischof Ferdinand für das ganze Bistum Münster erst ab dem Jahre 1613 realisieren, in dem er Weihbischof Nikolaus von Arresdorf und Generalvikar Dr. Johannes Hartmann in die Pfarreien und geistlichen Institute des Oberstiftes Münster zu schicken bemüht war. Die dabei in den Orten Ahaus bis Wolbeck erhobenen Zustände, Missstände und Probleme sind nach Fragekatalogen in Protokollbänden anschaulich festgehalten worden. Dieses „geballte kirchliche Leben“ der Menschen zwischen Glauben und Aberglauben sowie in „Sünde und Erlösung“ in den Pfarreien, Klöstern und Stiften des Münsterlandes haben Herr Dr. Heinrich Lackmann, die Bearbeiter und Herausgeber in rund 10jähriger Studien erstmals flächendeckend erhoben, ausgewertet und kommentiert. Nach der Edition der Visitationen des „Niederstifts“ ist mit diesem noch gewichtigeren „Oberstiftband“ für das ganze Bistum Münster in seinen „katholischen Reformbemühungen“ unter Fürstbischof Ferdinand ein über 100 Jahre anstehendes Forschungsdesiderat nun umfassend dokumentiert. Durch die Register sind die Visitationsprotokolle für die Pfarr- und Ortsgemeinden zur speziellen Auswertung erschlossen. Vor dem Hintergrund der aktuellen kirchlichen Reformen zeigen die Oberstiftprotokolle plastisch die Parallelen zu dem damaligen Ringen um ein christlich-katholisches Glaubens- und Alltagsleben.
(lateinischer Text)