Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844; Band 3: 1793-1800

Sagebiel, Herta (Hg.)
Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844; Band 3: 1793-1800
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen
 
Bandnummer
54
Auflage
1. Auflage
Umfang
VI und 891 Seiten
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
13.11.2020
Bestell-Nr
15742
ISBN
978-3-402-15742-8
Preis
84,00
Das vorliegende Tagebuch umfasst die Lebensphase des 19. bis 26jährigen Ludwig von Vincke. Es gewährt Einblicke in seine Erlanger und Göttinger Studentenzeit. In Erlangen kommt es zu ständigen Kontroversen mit den strikten Anhängern der Französischen Revolution unter den Kommilitonen. Vinckes anfängliche Begeisterung für die Revolution ist sichtlich abgekühlt und verstärkt sein monarchisches Denken. Der spätere Vincke als erklärter Verfechter der Reformmonarchie wird hierbei sichtbar. In seiner Studentenzeit lernt Vincke viele Persönlichkeiten kennen, die den preußischen Reformprozess im Vormärz bestimmen werden. Zugleich wird seine enge Verbundenheit mit dem preußischen Westfalen erkennbar für das er jugendliche Zukunftsvisionen entwirft.
Vincke unternimmt in dieser Zeit seine ersten großen Auslandsreisen nach Österreich-Ungarn und nach England. Die Reisen werden zu einem Beleg für den Paradigmawechsel in der Reiseliteratur am Ende des 18ten Jahrhunderts. Die sozialen Zustände und die technischen Neuerungen erwecken immer mehr die Wissbegier. Die Reisen schulen Vinckes Gespür für die Sozialfürsorge im Armen-, Behinderten,- und Strafvollzugsbereich. Zugleich spürbar ist sein Interesse für den technologischen Fortschritt, insbesondere im agrarischen Bereich. Das Tagebuch weist auch ein umfassendes Interesse an der Botanik und Geologie nach.
Vinckes Eintritt in das Berufsleben als Referendar der Kurmärkischen Kammer in Berlin im Juli 1795 vertieft diese Einblicke. Vor allem profiliert er sich als Experte in der Schafzucht und der Wollverarbeitung, einem Führungssektor der Frühindustrialisierung.
Vinckes Tätigkeit als Landrat in Minden ab 1799 führt indessen zur Desillusionierung. Das Amt bietet ihm nicht die freie Entfaltungsmöglichkeit in einem lokalen Rahmen, die er sich von seinem Lebenstraum erhofft hatte. Überschattet wird die Tätigkeit durch Vinckes illusionäre Liebes- und Heiratserwartungen. Weite Teile der Aufzeichnungen seiner Bemühungen um Marianne von Cronenberg und vor allem um Amalie Hass lassen die Erwartungshaltung an ein vollkommenes Beziehungsglück erkennen. Hier erweist sich Vincke noch als Zeitgenosse der Epoche der Empfindsamkeit. Ersichtlich wird dabei auch seine strikte Achtung der väterlichen Autorität.

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