Westfalens Burgen und Schlösser lohnen immer einen Besuch. Das weiß der Leser spätestens nach der Lektüre des diesjährigen Schwerpunktthemas des „Jahrbuchs Westfalen“, das der adeligen Vergangenheit nachgeht und große wie kleine steinerne Relikte herrschaftlichen Lebens vorstellt: Neben den großen und bekannten Schlössern in Nordkirchen und Anholt gibt es etliche weniger bekannte Häuser, die gleichwohl mit interessanten Sammlungen überzeugen – oder gar mit einem Aufzug aufwarten können, wie neuerdings die Burg Altena! Facettenreich ist auch die heutige Nutzung verschiedener Burgen und Schlösser: In so manchem „Schloss-Hotel“ kann man mittlerweile fürstlich speisen und nächtigen, auch ein Firmensitz im Schloss hat etwas Apartes – wie auch die Möglichkeit, ein ganzes Schloss für eine größere Feier zu mieten.
In der Rubrik „Geschichten und Geschichte“ geht es dieses Mal unter anderem um zwei Jubiläen: 200 Jahre Westfalen und 50 Jahre Biggetalsperre werden ausführlich vorgestellt. Eine besondere Bedeutung kommt dem Kloster/Schloss Corvey zu, das im Jahr 2014 in den erlauchten Kreis der Weltkulturerbe-Stätten eintreten durfte.
Beim „Westfalen-Sport“ werfen wir einen Blick auf die bekannte „Lotto-Bude“ an der alten Glückauf-Kampfbahn und so mancher wird erstaunt sein, wenn er liest, dass die Hochburg des deutschen Rollhockeys in Hamm-Herringen zu finden ist. In Dortmund sind seit mehr als einem Jahrhundert schnelle Pferde unterwegs. Mittlerweile ist der Parcours im Ortsteil Wambel die einzige noch „aktive“ Galopprennbahn in Westfalen.
In der Abteilung „Menschen in Westfalen“ wird vom spannenden Leben des Dr. Clemens Freiherr von Bönninghausen berichtet, der nicht nur erster Landrat des Kreises Coesfeld und langjähriger Direktor des Botanischen Gartens in Münster war, sondern vielmehr als Mitbegründer der Homöopathie gilt – und als erste Patientin immerhin Annette von Droste-Hülshoff begrüßen durfte. Otmar Alt und Sarah Zagefka stehen für das westfälische Kunstschaffen, wohingegen die „Sozietät“ der Eva Margaretha von Buttlar so manchem Wittgensteiner in höchstem Maße verwunderlich (oder sollte man besser sagen: verwerflich) vorkam.
Bei den „Orten in Westfalen“ kann Sendenhorst im Jahr 2015 seinen 700. „Geburtstag” feiern und Lemgo freut sich auf den Westfälischen Hansetag. Dazu gesellen sich weitere Porträts über Möhnesee und Hattingen.
In der Rubrik „Museen in Westfalen” führt die Reise nach Münster und weit zurück in die Frühzeit: Im LWL-Museum für Naturkunde sind die Dinos angekommen! Im Museum Kloster Bentlage finden sich filigran gearbeitete Exponate – ganz andere warten im sauerländischen Besucherbergwerk in Bestwig-Ramsbeck. Und wer weiß, wo die Glocken hängen, der macht sich auf den Weg nach Gescher …
Abgerundet wird das Jahrbuch vom „Kulturspiegel“: Hier geht es etwa um die Erlebnisse mit einem offenen westfälischen Garten und um die Internationale Musikfestwoche auf Schloss Berleburg, die bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Kurzgeschichten beschließen den Band, der wieder eine reiche Palette westfälischer Themen versammelt – und sich in gewohnter Art und Weise als festes Bindeglied zwischen den einzelnen Regionen Westfalens präsentiert.
Dr. Peter Kracht, geb. 1956, lebt als Journalist in Unna. Ehrenamtlich ist der promovierte Althistoriker als Kreisheimatpfleger im Kreis Unna tätig. Er ist Vorsitzender des Heimatgebietes „Hellweg“ im Westfälischen Heimatbund, bei dem er auch die Fachstelle Geschichte leitet. Überdies ist Dr. Kracht im Präsidium des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) sowie im Vorstand des Deutschen Wanderverbandes für den Bereich Kultur zuständig.
In zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen sowie Buchveröffentlichungen hat er sich mit verschiedenen Aspekten der westfälischen Geschichte beschäftigt. Auf Exkursionen bringt Dr. Kracht Interessierten die Sehenswürdigkeiten der heimischen Region nahe.
Pressestimmen
„Das Buch ist überaus informativ, aber auch unterhaltsam, kurzum eine echte Leselust für alle Nutzer – übrigens auch für Nicht-Westfalen.“ – Erika Richter
Rezension zu: Peter Kracht – Jahrbuch Westfalen 2015. Münster: Aschendorff 2014.
In: Sauerland 1/2015.