Im Zentrum des Werks von Vladimir Solov’ev (1853-1900), dem Begründer der russischen Philosophie und Vorläufer des russischen Symbolismus, steht der Begriff der Göttlichen Weisheit Sophia. In diesem Buch werden die philosophischen Schriften gemeinsam mit den literarischen und poetischen Texten Solov’evs struktural-hermeneutisch interpretiert. Ziel ist die ästhetische Rekonstruktion der genetischen Entwicklung des Sophienbegriffs und der ihm entsprechenden Erkenntnismethodik im Denken Solov’evs. Durch einen typologischen Vergleich mit Mystikmodellen der spätantiken, byzantinischen sowie west- und osteuropäischen Geistesgeschichte wird die spezifische Gestalt der sophianischen Mystik Solov’evs komparativ erarbeitet. Sophia ist für Solov’ev Idee und Ideal des Menschen, den er als Wesen des Übergangs sieht. Diese Auffassung prägt eine Poetik der Transition, die sich zwischen Textsorten sowie diskursiv-begrifflichen und literarischen Schreibmodi bewegt.
Über den Autor
Henrieke Stahl ist Professorin für slavische Literaturwissenschaft an der Universität Trier und Projektleiterin der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe FOR 2603 Russischsprachige Lyrik in Transition: Poetische Formen des Umgangs mit Grenzen der Gattung, Sprache, Kultur und Gesellschaft zwischen Europa, Asien und Amerika, in deren Rahmen das Buch fertig gestellt wurde.