Genau 48 Mal konnte das zweite Deutsche Reich – beginnend mit dem Festakt in Versailles – an jedem 18. Januar Geburtstag feiern. Mit seinen schlaglichtartigen Betrachtungen entfaltet dieses Buch ein vielfältiges Mosaikbild der Epoche zwischen 1871 und 1918. Jahr für Jahr wird jeweils ein aktuelles Ereignis im zeitlichen Umfeld des 18. Januar zum Anlass genommen, um Politik, Staat, Kultur und Gesellschaft in ihrer Entwicklung näher zu beleuchten. Scheinbar belanglose Nachrichten treten dabei gleichberechtigt neben die bekannten Themen der Geschichte. Ausgangspunkt der jeweils prägnanten Darstellungen bilden die Artikel lokaler und überregionaler Zeitungen bzw. Zeitschriften sowie Tagebucheinträge.
So befasst sich der Autor nicht nur mit den regelmäßig wiederkehrenden Feierlichkeiten zum 18. Januar. Neben den bekannten politischen Themen wie der sozialen Frage, dem Kulturkampf, dem Kolonialismus oder der Flottenrüstung geht es auch um vermeintlich Randständiges: die Einführung der Hundesteuer, die vegetarische Ernährung, den Musikgeschmack, den einsetzenden Massenkonsum sowie um das Freizeitverhalten der Zeitgenossen. So entsteht das Bild eines Staates, der einerseits als Obrigkeitsstaat auftrat, andererseits aber auch moderne Ansätze der gesellschaftlichen Problembewältigung lieferte und nicht zuletzt eine wissenschaftsbasierte Dynamik auf wirtschaftlichem Gebiet entfaltete.
Über den Autor
Rainer Pöppinghege lehrt Neueste Geschichte an der Universität Paderborn.