Platons Politeia als Vollendung der Apologie des Sokrates

Müller, Armin
Platons Politeia als Vollendung der Apologie des Sokrates
Wächter, Philosophenkönige und Gesetzeshüter im philosophischen Entwurf des gerechten Staates
 
Auflage
1. Auflage
Umfang
288 Seiten
Einband
kartoniert
Erscheinungstermin
27.05.2021
Bestell-Nr
24778
ISBN
978-3-402-24778-5
Preis
39,90
Wer die „Kritik der reinen Vernunft“ liest, muss in der Lage sein, das Werk zu verstehen, auch wenn ihm außer dem Erscheinungsjahr kein weiteres Detail zu Immanuel Kants Biographie bekannt wäre. Dagegen würde eine Beschränkung auf die reine Sache unter Ausklammerung ihrer Biographie Sokrates und Platon gerade auch sachlich nicht gerecht; denn ihre Biographie als gelebte Philosophie und ihre tagtäglich adresssierten Gegenkräfte – Schein, Täuschung, Hedonismus, direkte Demokratie, Untugend als umtriebige Vielgeschäftigkeit ohne Kompetenz – gehören untrennbar zusammen. Philosophie ist integrierender Bestandteil ihres Lebens und umgekehrt. Wenn sich Sokrates in seinen von Platon aufgezeichneten Dialogen tagtäglich mit Athener Bürgern auseinandersetzt, bis er schließlich in der Apologie gegenüber dem Heliastengericht sein Todesurteil auf die illegitime Verfassung der Athener zurückführt, und wenn Platon daraus die Verpflichtung zum Gegenentwurf einer legitimen Verfassung ableitet, dann wird eine angemessene Darstellung von Anfang, Mitte und Ende dieses Prozesses nur in ständigem Blick auf die Biographie beider Männer gelingen. Eine historisch adäquate Darstellung muss sich ohne falsche Originalität und Besserwisserei stets darum bemühen, Platons Äußerungen aus seiner lebensgeschichtlich bedingten Zielsetzung zu interpretieren, sofern er nicht nur ergründet, was an und für sich vernünftig ist, sondern auch nach Wegen der Verwirklichung des Vernünftigen sucht. Wer Platons politische Argumentation kontextgetreu nachvollzieht, wird zwar nicht gleich den ganzen Platon präsentieren, wohl aber dank erlaubter Eklektik den Platon der praktischen Philosophie, die in unseren Tagen wohl am meisten Gehör finden wird. Somit wäre es ein naheliegendes Ziel, die politische ?edeutung der Philosophie Platons für seine Zeit sichtbar zu machen, nicht minder aber auch an die zahlreichen Lehren zu erinnern, die bis in unsere Zeit aus Platons praktischer Philosophie zu ziehen sind, und das schließt nicht zuletzt auch Anregungen ein zur Diskussion des höchst aktuellen Problems des Populismus.

Über den Autor

Armin Müller, Jahrgang 1936, gehörte seit 1962 dem Collegium Philosophicum an und promovierte bei Joachim Ritter 1967 mit einer Arbeit über Platons Dichterkritik. Seit 1963 unterrichtete er am Gymnasium Paulinum zu Münster Philosophie, Griechisch, Latein und Englisch, bis er 2001 als Studiendirektor und Leiter der Oberstufe suo anno in den Ruhestand versetzt wurde. Neben dem Gymnasialdienst war er an der Universität Münster Lehrbeauftragter, und zwar von 1967 bis 1992 am Philosophischen Seminar und seit 2001 immer noch am Institut für Klassische Philologie. 1974 begründete er zusammen mit Professor Dr. Alfons Reckermann „Aschendorffs philosophische Textreihe“. Seit 1982 betreut er „Aschendorffs Sammlung lateinischer und griechischer Klassiker“ als Herausgeber und besorgte im Zuge dieser Tätigkeit bis 2012 kommentierte Ausgaben zu Platon (Apologie, Kriton, Phaidon und Politeia), Xenophon (Memorabilien), Aristoteles (Athenaion Politeia), Cicero (Reden gegen Catilina, Laelius), Livius, Seneca (De vita beata) und Tacitus (Annalen). Nach der Pension erschienen sein Kultur-Reiseführer „Was die Säulen nicht mehr selber sagen. Athen, Attika und benachbarte Inseln“ (Münster, Aschendorff 2004) und das Buch „Platon und Aristoteles als Wegbereiter der praktischen Philosophie. Mit einem Ausblick auf die Aktualität der beiden Klassiker als Zeugen im hermeneutischen Verfahren zur Beglaubigung moderner Rechtsstaatlichkeit“ (Freiburg/München, Alber 2017).
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