Erscheint 10.11.2024
Die Wissenschaft von Tod und Sterben (Thanatologie) hat in den letzten Jahrzehnten großen Aufschwung erlebt. Das Interesse an Fragen rund um den Tod und die Bandbreite der beteiligten Disziplinen und Tätigkeiten sind erheblich angewachsen. Aus- und Weiterbildungsformate entstehen mit Blick auf praxisorientierte Berufe und ihre theologische, geistes- und sozialwissenschaftliche Einbettung. Seelsorger:innen und Ritualbegleiter:innen spezialisieren sich auf die Begleitung von Menschen am Ende des Lebens. Neben den traditionellen Bestattungsformen wächst das Angebot individueller Zuschnitte. Kunst und Kultur, Literatur und Film thematisieren in vielfältiger, auch provokanter Weise den Tod und die jenseitige Welt.
Die Theologie trägt als Gesprächspartnerin zu diesem multidisziplinären und praxisorientierten Aufbruch bei. Die Autor:innen dieses Buches sind Theolog:innen aus Wissenschaft und Seelsorge sowie verschiedener konfessioneller Zugehörigkeiten, die theologische Zugänge zur Verbindung zwischen Tod und Leben diskutieren und dabei das Gebet für die Verstorbenen in den Mittelpunkt stellen: Warum, mit welcher Hoffnung und Zielrichtung beten Christ:innen, wenn sie für ihre Verstorbenen beten? In ökumenischer Zusammenschau geht es um religiöse Jenseitsvorstellungen der Christentumsgeschichte, um Liturgie und Ritual im Angesicht des Todes, um Sinnfragen und Herausforderungen in kirchlicher Verkündigung und Begleitung am Lebensende, um kulturelle und gesellschaftliche Wandlungsprozesse im Dialog mit Theologie und Religion.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
S. 9–22
A. Theologiegeschichtliche Zugänge zum Gebet für die Verstorbenen
Katharina Heyden
Totengebet im antiken Christentum
S. 23–44
Andrea Riedl
Warum für die Verstorbenen beten? Literarisch-theologische und narrative Quellen zum Totengebet im Mittelalter
S. 45–64
Martin Hein
Das Gebet für die Verstorbenen. Martin Luther und die Reformation im 16. Jahrhundert
S. 65–76
Klaus Unterburger
Zwischen theologischer Argumentation und Kommunikation mit den Armen Seelen. Zur katholischen Fegfeuerlehre auf dem Konzil von Trient und in der Frühen Neuzeit
S. 77–94
B. Das Gebet für die Verstorbenen in Liturgie und Ritus
Jürgen Bärsch
Gottesdienstliche Feiern im Umfeld von Sterben und Tod. Begleiten – Begraben – Gedenken und ihre Formen religiöser Praxis in der römisch-katholischen Kirche
S. 95–132
Michael Meyer-Blanck
Zeichen der Hoffnung. Fürbitte für die Toten und Totengedenken aus evangelischer Sicht
S. 133–158
Hans-Jürgen Feulner
„In the middest of lyfe we be in death ...“. Das Gebet für Verstorbene in der anglikanischen (und methodistischen) Tradition. Eine vorläufige Spurensuche in Lehre und Liturgie
S. 159–192
Peter Galadza / Daniel Galadza
Praying for the Deceased in the Byzantine Tradition. Lex Orandi, Lex Credendi?
S. 193–222
Elias Haslwanter
Zum Gedächtnis der Verstorbenen in der Prothesis
S. 223–248
Sebastian Braun
Gedächtnis der Verstorbenen in den Eucharistiefeiern der lateinischen Tradition
S. 249–276
Thomas Kremer
Gedächtnis der Verstorbenen in den orientalischen Liturgien und Traditionen
S. 277–306
C. Sinnfragen entlang des Gebets für die Verstorbenen
Rupert M. Scheule
Das große Stattdessen. Gebet, Trauer und Fürbitte aus kompensationstheoretischer Perspektive
S. 307–322
Klaus Vechtel SJ
„Gott ist meine toten Freunde“. Das Gebet für die Toten aus systematischer Perspektive
S. 323–344
Christian Lehnert
Windeinbrüche. Notizen zur Sprache des Gebets am Grab
S. 345–358
Juan Rego
Die Verstorbenen zwischen Liturgie und Kultur. Lateinamerika und der Tag der Toten
S. 359–382
Ansgar Franz
Traditionsabbrüche. Das „Gebet für Verstorbene“ im Spiegel katholischer Gesang- und Gebetbücher
S. 383–410
Ottmar Fuchs
Verstorbenen-Beziehung als personalisierte Hoffnung über den Tod hinaus
S. 411–438
D. Orte und Vollzüge des Gebets für die Verstorbenen
Ludwig Schmidinger
Stummgemachten Stimme geben. Beten für die Verstorbenen in der KZ-Gedenkstätte Dachau
S. 439–452
Susanne Wübker
Stilwasser
S. 453–464
Jochen Wagner
Totengedenken und Totengebet in evangelisch-freikirchlicher Tradition. Eine Reflexion frei evangelischer Gemeindewirklichkeit samt Impulsen für eine neue Praxis
S. 465–484
Felicitas Ameling
Worte, die trösten – Feiern, die tragen – Begegnungen, die begleiten. Trauerfeiern – zwischen Trost für die Hinterbliebenen und Hoffnungszusage für die Verstorbenen
S. 485–496
Thomas Bohrmann
Liturgie am Lebensende. Sterben und Tod als narrative Elemente im Spielfilm
S. 497–510
Cornelia Egg-Möwes
„Gib ihr deinen Frieden“. Praxiserfahrungen am Sterbeort und Grab
S. 511–520
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
S. 521–526
Autor:innen
S. 527–530