Georg Hermes (1775–1831) war Professor für Dogmatik zunächst in Münster, dann in Bonn. Sein Anliegen bestand in einer rationalen Glaubensbegründung. Gegen den modernen Zweifel wollte er akribisch - in Auseinandersetzung mit Kant und anderen philosophischen Positionen - die Wahrheit des Christentums aufzeigen. Sein überraschender Tod hatte zur Folge, dass viele Werke erst posthum erschienen. Die schon zu Lebzeiten einsetzende Polarisierung in Anhänger und Gegner spitzte sich nach der von seinen Gegnern betriebenen römischen Verurteilung von 1835 zu. Dabei kam es zu folgenschweren Umdeutungen von Hermesianismus und Antihermesianismus. Wichtige Weichenstellungen für die spätere Theologiegeschichte wurden hier vollzogen. Zugleich setzen regionale Identitätsbildungsprozesse ein, die den Katholizismus im Rheinland und in Westfalen prägen sollten. Vorliegender Band möchte diese theologischen Debatten und deren historischen Hintergründe beleuchten und so eine Lücke in der Forschung schließen.
Über den Autor
Benjamin Dahlke, geb. 1982, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der KU Eichstätt-Ingolstadt
Klaus Unterburger, geb. 1971, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der LMU München
Inhaltsverzeichnis
Benjamin Dahlke / Klaus Unterburger
Georg Hermes, seine Anhänger und Gegner. Eine Hinführung
S. 1–10
Georg Essen
„Sattelzeit der Moderne“. Eine begriffsgeschichtliche Klärung in theologischer Absicht
S. 11–34
Norbert Köster
Der Köttersohn aus Dreierwalde. Biographische Grundlagen der Theologie bei Georg Hermes
S. 35–70
Georg Sans SJ
Verteidigung oder Beweis? Apologetik und Glaubensbegründung bei Georg Hermes
S. 71–96
Margit Wasmaier-Sailer
Die Auseinandersetzung mit Immanuel Kant bei Georg Hermes
S. 97–116
Thomas Marschler
Die spezielle Dogmatik bei Georg Hermes
S. 117–148
Leonhard Hell
Die „Idee eines vollständigen und wissenschaftlichen Studiums der Theologie“. Zum Studir-Plan von Georg Hermes
S. 149–160
Benjamin Dahlke / Michael Ströhmer
Die Formierung katholischer Universitätstheologie im Königreich Preußen und der Hermesianismus
S. 161–200
Klaus Unterburger
Hermesianismus – Netzwerke, Positionen, Entwicklungen
S. 201–222
Elias H. Füllenbach OP
Rheinland und Preußen. Regionale und konfessionelle Identitätsbildungsprozesse und ihre Verschränkungen mit dem hermesianischen Streit
S. 223–284
Helmut Rönz
Georg Hermes und die Priesterausbildung im Rheinland – oder: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen
S. 285–304
Dominik Heringer
Taube gegen Adler. Heinrich Klees (1800–1840) Kampf gegen den „Hermesianismus“
S. 305–330
Benjamin Dahlke
Der Hermesianismus und das Erste Vatikanische Konzil
S. 331–360
Andreas Krebs
Der innerkatholische Kampf um die Wende zum Subjekt. Von Kant und Hermes über Günther zum Altkatholizismus
S. 361–380
Keywan Klaus Münster
„... dass er das Höchste wollte.“ Historisierung und Rehabilitierung von Georg Hermes (1775–1831) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
S. 381–402
Personenregister
S. 403–409