Neben den zahlreichen bekannten Italienreisen der klassischen Zeit um 1800, etwa Goethe, Moritz und Seume, lag die Provence als Reiseziel bisher deutlich weniger im Fokus der Forschung. Und doch war sie weit mehr als nur eine Etappe auf dem Weg nach Italien. In der vorliegenden Studie werden die deutschsprachigen und französischen Reiseberichte in die Provence der Epoche zwischen 1770 und 1830 vorgestellt und untersucht. Behandelt werden die Voraussetzungen und Bedingungen des Reisens, die gewählten Ziele, die Antikenbegeisterung, die ästhetische Wahrnehmung der Landschaft sowie die politischen und konfessionellen Vorbehalte bei der Begegnung mit der provenzalischen Bevölkerung. Im Vergleich zwischen den Reiseberichten von Männern und Frauen einerseits sowie zwischen französischen und deutschen Werken andererseits werden Differenzen deutlich. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der „Malerischen Fußreise in die mittäglichen Provinzen Frankreichs“ (1818) von Christian Friedrich Mylius, der mit dem begleitenden Atlasband mit Lithographien nach Vorlagen des Basler Malers Johann Rudolf Huber von größtem Interesse ist. Die Studie „Die vielen Paradiese der Provence“ gibt ein weitgefächertes mentalitätsgeschichtliches Spektrum an historischen Wahrnehmungen und Deutungen einer Landschaft, die durch die Altertümer der Römerzeit ebenso geprägt war wie durch ihre volkstümliche Katholizität und die politischen Erfahrungen des Empires.