Farbensemantik und Farbensymbolik im Mittelalter. Ein Handbuch

Meier, Christel/Suntrup, Rudolf
Farbensemantik und Farbensymbolik im Mittelalter. Ein Handbuch
Band I: Methodische Grundlagen und historische Entwicklung
Band II: Lexikon der Farbenbedeutungen
 
Auflage
1. Auflage
Umfang
440 und 886 Seiten in zwei Bänden
Einband
gebunden
Erscheinungstermin
01.08.2025
Bestell-Nr
25158
ISBN
978-3-402-25158-4
Preis
149,00
Subskriptionspreis bis zum Erscheinen des Werkes 149,- Euro, späterer Ladenpreis 187,- Euro



Das lange zu unrecht als dunkel gescholtene Mittelalter war bunt – allein in der lateinischen Bibel, der Vulgata, finden sich mehr als 150 verschiedene Farbwörter, die von den Exegeten seit der Väterzeit in zahlreichen Schriftkommentaren im Wortsinn erklärt und auf ihre symbolische, spirituell-heilsgeschichtliche und moralische Bedeutung hin ausgelegt worden sind. Dieser bislang ignorierte Wissensschatz wird hier nicht nur lexikalisch erfasst und dokumentiert, sondern zudem in seiner Entwicklung dargestellt und mit Blick auf seine allgemeinhistorische Wirkung bis in die Neuzeit hinein ausgewertet. Denn die von der Bibelexegese erarbeitete und mit der antiken aristotelisch-neuplatonischen Wissenstradition zu einer enzyklopädischen Farbenlehre verbundene Überlieferung ist nicht auf die Theologie beschränkt geblieben, sondern für alle Bereiche des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens, für Liturgik und Heraldik ebenso wie für Liebesdichtung und Malerei bedeutsam geworden. Daher gibt es hier Antworten selbst auf die trivialen Fragen, warum die Liebe rot, die Hoffnung grün und der Neid gelb ist.



Prof. Dr. Christel Meier-Staubach, Direktorin des Seminars für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit in Münster bis 2010, Seniorprof. im Exzellenzcluster ,Religion und Politik‘ bis 2018, ord. Mitglied der ,Nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste‘ seit 1998; Forschungsgebiete: Allegorie, Enzyklopädik, Literaturtheorie, Drama, Mythos, Hildegard von Bingen, Text-und-Bild-Konzepte. Herausgeberschaft mehrerer Schriftenreihen und der ,Frühmittelalterlichen Studien‘.

Dr. Rudolf Suntrup war von 1974 bis 2013 als Mediävist in verschiedenen Forschungsprojekten und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Universität Münster tätig. Arbeitsschwerpunkte sind die mittelalterliche Bedeutungsforschung mit Studien zur Liturgieallegorese, Lexika und Begleitstudien zur mittelalterlichen Zahlen- und Farbenbedeutung. Zahlreiche Publikationen zur Typologie und Allegorese; umfangreiche Herausgebertätigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Handbuch der mittelalterlichen Farbendeutung


Band 1:
Einführung: Das Projekt ‘Handbuch der mittelalterlichen Farbendeutung’

Methoden der mittelalterlichen Farbendeutung –
das Problem der Qualitätenallegorese

Grundzüge der historischen Entwicklung der
Farbenallegorese:
Die vier Farben der Stiftshütte im Buch Exodus:
ein Prototyp
Die Ausbildung des Deutungsspektrums der Farben: von Origenes bis zu Gregor dem Großen
Bestandsaufnahme und Erweiterungen: Beda
Venerabilis und die Karolingerzeit
Die Epoche großer Veränderungen – der Weg zur abstrakten Farbe im 12. Jahrhundert:

Neue Deutungen am Traditionsbestand: Bruno von Segni, Rupert von Deutz und die Victoriner – Die Farben in neuartigen Text-Bild-Werken: Hugos ‘Arche’ und Adams ‘Stiftshütte’ – Hildegards von Bingen neuer Umgang mit den Farben: die Vision und die abstrakte Farbe – Abstrakte Farben bei Joachim von Fiore, Heymericus de Campo und Nicolaus von Kues
Das 13. und 14. Jahrhundert – Farbendiskurse in Philosophie, Enzyklopädie und Mythenallegorese:
Neuplatonisch-philosophische Lichtmetaphysik und Farbe – Das aristotelische Modell der Farbenerklärung: Bartholomäus Anglicus, De proprietatibus rerum Buch XIX – Berchorius, De colore: Farbenallegorese in der spätmittelalterlichen Moralisierten Enzyklopädie – Die Darstellung des Themas ‘Farbe’ in den Illustrationen der Bartholomäus-Anglicus-Überlieferung – Farben des antiken Mythos im Mittelalter
Ein Sonderfall: der Regenbogen



Farbensysteme und ihre Pragmatik – Liturgik –
Heraldik – Erotik:
Die liturgischen Farben
Das heraldische Farbensystem
Die Kritik Rabelais’ und seine humanistisch-antiquarische Erklärungsmethode – Ambrogio Telesio, Libellus de coloribus
Die Farben der Liebe: Emotion – Didaktik –
Unterhaltung
Farbskalen in katechetischen und anderen didaktischen Texten und Figuren

Farbenkreise und Farbwörter:
Gelb – Blau – Grün – Rot – Weiß – Schwarz –
Grau – Farbenpaare und Buntheit

Register und Verzeichnisse

Band 2:

Das Lexikon enthält 171 Farbenartikel; die Lemmata entsprechen den in Bibel und Exegese vorkommenden lateinischen Farbenbezeichnungen. Daraus ergeben sich z. B. für den Rotbereich mehr als 30, für Gelb und Weiß je 17, für Blau und Schwarz je 15, für Grün 12 Artikel. Die Artikel sind in mehreren Ebenen systematisch aufgebaut und reichen von der Erklärung der Farbenbezeichnung bis zu einer oft breit gefächerten Darstellung der Bedeutungen, nach kontext- und epochenspezifischen Ordnungskriterien.

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