Die Art und Weise, wie Menschen auf vergangene Epochen oder Ereignisse zurückblicken, ist maßgeblich für ihr politisches und gesellschaftliches Selbstverständnis. In diesem Band werden verschiedene Konzepte der Erinnerung sowie das Ringen um das historische Gedächtnis aus unterschiedlichen Perspektiven behandelt. Im Fokus steht dabei Erinnerungskultur in den Niederlanden, Belgien bzw. Flandern, Luxemburg und Deutschland. Thematisiert werden Praktiken der Erinnerung an die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg, an die Reformation und den Aufstand gegen Spanien in Belgien und Luxemburg, den niederländischen Unabhängigkeitskrieg und die Geschichte Flanderns. Bruchlinien zeigen sich im Hinblick auf den Völkermord in Srebrenica (1995) und die deutsch-niederländische Rivalität im Fußball.
Zudem geht es um einen in den Niederlanden heftig ausgetragenen Gelehrtenstreit über eine Duisburger Disputation aus dem 18. Jahrhundert, die Rezeption von Werken der Schriftstellerin Carmen Sylva, einer Fürstin mit niederrheinischen Wurzeln, in den Niederlanden um 1900 und den in der historischen Forschung bislang vernachlässigten nationalsozialistischen Landesbauernrat Rheinland.