Der Magdeburger Erzbischof Albrecht Kardinal von Brandenburg († 1545) begründete in Halle an der Saale das Neue Stift mit dem berühmten Hallischen Heiltum, der größten Reliquiensammlung seiner Zeit. Gegen diesen 'Abgott zu Halle' wandte sich namentlich Martin Luther. Der hier erstmals veröffentlichte Liber Ordinarius Hallensis von 1532 führt vor Augen, welche Absichten und Ziele Albrecht mit der Stiftsgründung verfolgte. Am Beispiel der Prozessionen wird nachgewiesen, dass seine Gottesdienstordnung auf reformatorische Kritik reagiert und zugleich einen ganz in der scholastischen Tradition stehenden Reformentwurf darstellt, der den Grundsätzen der mittelalterlichen Liturgieallegorese verpflichtet bleibt.